Auszug aus dem Buch: Im Atem des Puma.

Ein Abenteuerroman aus den kanadischen Cariboo Mountains.
Kanada

Im Atem des Puma - Ein Abenteuerroman aus den kanadischen Cariboo Mountains -  Marcel Zuber   Kapitel 3

„Jack, hast du alles gepackt mein Schatz?", rief Monika aus der Küche. Monika meine Frau freute sich auf unsere Ferien in West Kanada. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Ferien weg von Meer und Strand verbringen würde. Es brauchte meinerseits schon einiges sie zu diesen Naturferien in der Wildnis Kanadas zu überreden. Doch schließlich sagte sie zu. "Weißt du Schatz, immer nur Malediven, Hawaii, Mallorca kann`s ja auch nicht sein. Wenn du mir versprichst, dass wir in einem richtigen kanadischen Blockhaus wohnen, mit Cheminee Feuer und so, dann ist es ok für mich." Oh je, dachte ich, das kann ja heiter und vor allem teuer werden. Ich wollte eigentlich nur mit einem Jeep und Schlafsack durch British Columbia fahren und da halten wo es uns gefällt. „Aber sicher Mäuschen, das lässt sich regeln, ich kenne eine Wilderness Lodge die dir bestimmt gefallen wird", gab ich ihr zur Antwort.


Doch der Ärger fing schon beim Check In am Flughafen an. „Schatz, das sind nicht unsere reservierten Sitze wie vom Reisebüro versprochen." Ist doch egal, dachte ich, denn Business Class ist Business Class. Egal in welcher Reihe man sitzt, überall der gleich gute Service, bequeme große Sitze und freundliches Personal. „Ja, ja, Schatz", gab ich zur Antwort und wendete mich wieder der Dame hinter dem Schalter zu. „Bitte prüfen sie nochmals unsere Reservierung, wir haben Sitz A 10 und B gebucht." „Tut mir Leid", entgegnete die Dame, „aber Mittelreihe 14 D und E sind die letzten freien Sitze auf ihrem Flug nach Calgary." „Ok, ist schon gut, wir nehmen die Sitze." Wütend lief Monika Richtung Ausgang. Vor der Passkontrolle holte ich sie ein und reichte ihr wortlos den Pass und das Ticket. Sie schnaubte und lief durch die Kontrolle. Während des ganzen Fluges hatte sie nur schlechte Laune. Nichts konnte man ihr recht machen. Völlig genervt stieg ich in Calgary aus dem Flieger. Ich ahnte Schlimmes für die nächsten drei Wochen Kanada. Als AVIS uns den Mietwagen übergeben wollte, flippte Monika schon wieder aus. "Nein - in diesen Wagen steige ich nicht ein, du hast gesagt wir fahren mit einem Chevy Tahoe und nicht mit diesem Kleinwagen." Die Dame der Vermietgesellschaft hatte natürlich sofort darauf reagiert; für einen Aufpreis würde sie uns in fünf Minuten einen Ford Explorer bringen da sie zufällig einen bereit hätten. „Danke!", antwortete Monika, „wir warten gerne. Schatz, geh schon mal den neuen Vertrag unterschreiben, ich bleibe hier und rauche endlich eine Zigarette." Ich kochte vor Wut. Hab doch extra zu Hause im Reisebüro den Jeep abbestellt, da die Mietkosten für mich zu hoch waren, wenn wir nicht im Auto schlafen. Ein kleineres Model reicht dann ja allemal. Falsch gedacht! Meine Urlaubsstimmung war endgültig auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich hatte nur noch einen Gedanken: Nichts wie raus aus der Stadt. Einfach nur weg, hinaus in die grenzenlose kanadische Wildnis.

„Hey Jack, kommst Du endlich runter? Es gibt gleich Abendessen." Ich schreckte aus meinen Träumen hoch. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich beinahe zwei Stunden im Zimmer war. Muss wohl eingeschlafen sein. „Ok Rolf, ich komme gleich runter." Schnell suchte ich mir ein paar frische Hosen und T-Shirt zusammen. Noch schnell mit den Fingern durch die Haare und schon war ich unten an der Hausbar. Die Gäste waren bereits leicht angetrunken und bester Laune. Ein kurzes Hallo das war's dann auch schon. Mein Gott, was mach ich eigentlich hier. Außer Elfie und Rolf ist scheinbar niemand geneigt, mit mir zu sprechen. Egal, bin ja nicht in Kanada um Gespräche mit Touristen zu suchen. Es wurde trotz allem ein schöner Abend. Elfie, Rolf und ich sprachen über alte Zeiten, tranken einige Bierchen zu viel und um halb elf Uhr waren Rolf und ich schon im Bett. Die Gäste müssen noch lange weitergemacht haben, denn am nächsten Morgen war niemand von denen zu sehen.

Ich half Rolf wo es nur ging und so war es für uns klar, dass wir nach getaner Arbeit noch einen Ausritt in die Umgebung machen würden. In der Zwischenzeit musste Jessica wohl mit Cheyenne und Gipsy weg geritten sein, denn beide Pferde waren nicht in der Koppel als wir unsere Pferde holten. Mein alter Freund Dakota war immer noch gleich lebhaft wie vor drei Jahren und ich freute mich, wieder auf seinem Rücken zu sitzen, denn wir hatten schon so einiges zusammen erlebt. Die Sonne ging bereits am Horizont unter als wir von unserem Ausritt zurückkamen. Wir mussten uns ordentlich beeilen, um nicht zu spät am Tisch zu erscheinen, Elfie würde uns das nicht verzeihen, denn beim Kochen und Essen verstand sie keinen Spaß. Wie schon am Abend zuvor waren alle Gäste an der Bar und hatten schon so manchen Drink die Kehle runter laufen lassen. Interessanterweise war Jessica nicht mit dabei. Ich entdeckte sie auf der Terrasse wie sie mit den Hunden spielte. Ich musste mich zusammennehmen, um nicht hinauszugehen und sie einfach anzusprechen. Das Erlebnis vom Vorabend war innerlich doch noch nicht ganz abgeklungen. Also ging ich stattdessen zu Elfie in die Küche und half mit das Abendessen vorzubereiten.

Am nächsten Morgen ging ich sehr früh raus, half Rolf bei den Pferden, um danach Dakota zu satteln. Ich wollte heute an diesem schönen Septembermorgen einfach hinaus reiten, hinauf zum Eureka Peak. Ich wusste, dass es dort oben Pumas und Bären gab. Denn schon vor einigen Jahren hatte ich da oben Pumas beobachten können. "Rolf ich reite jetzt los, ich denke, dass ich am frühen Nachmittag zurück bin. Will hinauf zum Eureka Peak Pumas aufstöbern."
"Ja ist gut", meinte Rolf. „Pass aber auf, die Pumas hatten einen harten Sommer, das Nahrungsangebot war äußerst mager, da kann es schon sein, dass eines dieser scheuen Wesen, Dinge tut, die man von ihm eigentlich nicht gewohnt ist. Nimm zur Sicherheit mein Gewehr mit."
„Rolf, du kennst mich doch. Ich bin stets vorsichtig, wenn ich in der Wildnis unterwegs bin. Mit Bären, Elchen oder Pumas hatte ich noch nie Probleme, da ich diese Wildtiere in ihrem Lebensraum respektiere. Aber danke trotzdem für den Hinweis. Ich werde aufmerksam bleiben und zudem wird Dakota mich sicher früh warnen, wenn ich einem dieser Tiere zu nahe komme." Es war ein herrlicher Ritt. Ich genoss den Tag mit jeder Faser meines Körpers. Dakota musste es sichtlich Spaß gemacht haben, mal wieder einen richtigen Ausritt zu unternehmen. Wir sahen einige Schwarzbären und kurz vor dem Mittag entdeckte ich einen stattlichen Elchbullen. Er konnte mich nicht bemerkt haben, denn der Wind stand günstig. Er stand bis zum Bauch im Wasser und fraß genüsslich Seegras. Ich setzte mich unter eine Tanne und rauchte eine Zigarette. Dazu gab's ein Dosenbier. Dakota graste hinter mir den Boden ab. Meine Gedanken schweiften zurück zu Jessica. Verflucht, sie ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was war es, dass ich mich zu ihr hingezogen fühlte? War es bloß ihr sexy Körper, ihre Wesensart oder meine Sehnsucht nach Liebe? Ich wusste es nicht. Aber eines war mir klar, wenn ich irgendeine Chance haben wollte, ihr näher zu kommen, musste ich sie ansprechen, denn Jessica ihrerseits tut es bestimmt nicht. Aber wie soll ich das anstellen? Einen Drink offerieren, sie fragen ob wir zusammen ausreiten oder was? Ich fand keine Antwort. „Komm Dakota, weiter geht's ich will noch hinauf bis zum Plateau." Der Ritt gestaltete sich recht schwierig, da viel Fallholz herum lag. Es sah so aus, als ob schon lange niemand mehr diesen Trail geritten war. Dauernd musste ich Dakota beim Weg suchen unterstützen, denn es ging recht steil den Hang hinauf. Ich wusste, dass unterhalb vom Plateau die schwierigste Stelle noch auf uns wartete.
"Ho Dakota", rief ich meinen Pferd zu.
Dakota blieb stehen und drehte den Kopf zu mir. „Na alter Junge, du weißt was jetzt kommt, oder?" Dakota sah mich an wie wenn er alles genau verstehen würde. Die Passage die vor uns lag, führte auf einem schmalen steinigen Weg unter dem Felsband hindurch hinüber zum Plateau. Man musste absteigen und das Pferd am Zügel führen, da der Felsen leicht überhängend war. Auf einmal wurde Dakota unruhig, reckte die Nase in die Höhe und sog die Luft durch die breit geöffneten Nüstern. „Hey was ist los, komm Dakota beruhige dich." Doch das Pferd scheute und begann retour zu laufen. Ich musste alle meine Kräfte einsetzten, um Dakota zu stoppen. Ich versuchte mit ruhiger Stimme auf ihn einzureden, denn ich hatte keine Erklärung für sein Verhalten. Der schmale Trail konnte es nicht sein, denn wie oft waren wir hier schon durchgeritten. Auf einmal wurde mir klar; ein Puma, es muss ein Puma in der Nähe sein, denn Schwarzbären nehmen Reißaus und Grizzlys sind zu dieser Jahreszeit oberhalb der Waldgrenze unterwegs. Deshalb das Schnauben und Scharren. Aber wo war das Tier? Ich konnte es nicht sehen.
Ich lief mit Dakota ein Stück den Weg zurück und band das Pferd an einen Baum. Ich holte das Gewehr aus der Satteltasche und lief langsam zurück zum Felsband. Urplötzlich fielen von oben einige Steine runter. Ich drehte mich nach oben und schaute dem Puma direkt in die Augen. Er war über mir auf dem Felsen. Panik erfasste mich. Ich stolperte retour als sich plötzlich ein Schuss aus dem Gewehr löste. Die Kugel pfiff in den blauen Himmel hinauf. Der Puma erschrak und rannte in riesigen Sprüngen über das Felsband hinauf aufs Plateau. Bevor ich mich von meinem Schreck erholen konnte, war der ganze Spuk vorbei. Ich rannte zu Dakota. Das Pferd hatte panische Angst und es drohte die Gefahr, dass er sich losreißen könnte. Dann wäre ich total aufgeschmissen gewesen. Puh, das war knapp.
Nun war größte Vorsicht geboten, denn ich konnte nicht sicher sein, dass der Puma nicht wieder kommt. Daher war es unmöglich das Felsband zu queren, um aufs Plateau zu gelangen. Das Risiko war mir echt zu groß, zumal ich hyper nervös war. „Komm Dakota, wir reiten hinunter ins Tal, da fühl ich mich sicherer." Dakota verstand und ich merkte es an seinem Tritt, dass er meiner Meinung war und froh von hier wegzukommen. Als wir unten im Talboden angelangt waren, ließ ich Dakota grasen und zündete ein kleines Feuer an. An eine Tanne gelehnt begann ich gedankenverloren eine Zigarette zu rauchen.

Marcel Zuber, Seiten

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